Matthias Weber ist Experte für kaufmännische Softwarelösungen und ist Chefredakteur des Online-Magazin ERP-News.info. Wir haben mit Ihm über die Interview-Reihe „ERP 2017“ gesprochen.
Herr Henschke: „Sie haben mit Ihrer ERP-News-Redaktion eine Umfrage zum Thema ERP 2017 durchgeführt.“
Herr Weber:“Das stimmt.
Wir haben 5 interessante Fragen formuliert und darauf sehr spannende Antworten von
e.Bootis, mesonic, OGS, selectline und Step Ahead
erhalten.“
Herr Henschke: „Ich kenne den Fragenkatalog und die erste Frage war:
Warum sollte man 2017 die jeweilige ERP-Lösung einsetzen?
Was kamen hier für Antworten?“
Herr Weber: „Die Antworten waren sehr unterschiedlich. Interessant war der jeweilige Fokus der Aussagen. Michael Richter von selectline hat nach meiner Ansicht nach etwas sehr Wichtiges gesagt: Lösungen müssen 2017 leicht erlernbar sein und können folglich dann schneller eingesetzt werden.“
Wir wissen: Der Erfolg einer ERP-Einführung steht und fällt mit der Dauer bis zum Go-Live. Je schneller ERP-Produkte online sind, desto höher ist in aller Regel die Akzeptanz.
Herr Henschke: „Klingt logisch. In der zweiten Frage geht es um die Hype-Themen Industrie 4.0 und IoT. Konkret lautete die Frage: Wird 2017 Industrie 4.0 und IoT für Ihr Unternehmen und Ihre ERP-Lösung ein Thema sein? Wie zufrieden warst Sie mit den Antworten?“
Herr Weber: „Ich war überrascht, wie unterschiedlich die Rückmeldungen ausgefallen sind.
Eine zukunftsweisende Antwort kam von Robert Quotschalla von der Step Ahead AG. Er sieht die intelligente Vernetzung mit einer zentralen Datenablage im ERP-System als Möglichkeit für neue Service-Geschäftsmodelle.
Wir finden: Diese Betrachtung hebt das Thema IoT aber auch Industrie 4.0 von einer technischen Ebene auf eine kaufmännische Gesamtsicht, die sich Unternehmen im Rahmen Ihrer Digitalisierungsstrategie durch den Kopf gehen lassen sollten und müssen.“
Herr: Henschke: „Da kommen sicher noch einige Herausforderungen auf die Unternehmen zu. Die kaufmännische Sicht ist seit je her bei ERP-Projekten entscheidend. Oft genug werden ERP-Einführungen geschoben, da die Kosten schnell das Limit erreichen. Sie haben die Frage gestellt: Wird man 2017 noch ERP-Lizenzen kaufen oder nur noch Abos abschließen? Wie waren die Reaktionen auf diese Möglichkeit die Liquidität zu schonen.“
Herr Weber: „Die meisten ERP-Hersteller glauben noch an Ihr Lizenzgeschäft. Alle Befragten spüren aber den Druck hier etwas tun zu müssen. Tim Langenstein von e.bootis hat aber die Thematik der alternativen Zahlungsmodelle sehr gut erfasst. Neben Abo-Modellen mit monatlicher Bezahlweise bringt Herr Langenstein den Ansatz der transaktionsbasierten Abrechnung aufs Tablot.
Wir stellen fest: Auf dem Markt wird meist als Alternative zum Lizenzkauf, ein Mietmodell mit flexiblen Kündigungsfristen angeboten. Zusätzlich mit dem Begriff Cloud versehen wird die Software dann via Internet zur Verfügung gestellt. Das ist eigentlich aber eher SaaS, also Software as a Service. Richtige cloud-basierte Abrechnungen, also nach Nutzungsgrad findet man im ERP-Umfeld noch nicht wirklich. Aber ERP-Hersteller scheinen darüber nachzudenken.“
Herr Henschke: „Ok! Da wird wohl bei den ERP-Suchenden und Entscheidern noch einiges an Verwirrung stiften. Bleibt also spannend. Einige eher spitzfindige Frage kommt an Stelle Nummer 4 von Ihrer Redaktion: Kommt 2017 nach MobileCRM nun MobileERP?“
Herr Weber: „Ja. Das stimmt. Man kann ja immer die Frage stellen, wo hört CRM auf und wo beginnt ERP. Laut Claudia Harth von mesonic gibt es bereits MobileERP. Diese Aussage teilt Sie sich mit allen ERP-Herstellern, die bereits ihr Eingabemasken auf webbasierte Oberflächen umgestellt haben. Dagegen halten die ERP-Hersteller, die für einzelne Geschäftsprozesse aus ERP, CRM und Warenwirtschaft spezifische Apps geschrieben haben. Sie glauben, an die perfekte Unterstützung einzelner Arbeitsschritte, statt an einer generellen Verfügbarkeit, so unser Eindruck.“
Herr Henschke: „Es bleibt dann tatsächlich, abzuwarten, was die Zukunft bringt – vermutlich über 2017 hinaus.“
Herr Weber: „Das stimmt. Wir planen für Ende 2017 wieder eine solche Interview-Reihe und sind gespannt, wohin sich die Trends hin entwickeln werden.“
Herr Henschke: „Gute Idee! Aber lassen Sie uns noch die letzte Frage betrachten: Was wird 2017 die wichtigste ERP-Funktion (in Ihrem Produkt) sein? Welche Antworten kamen?“
Herr Weber: „Hier hat uns Rainer Kress von OGS den Mund wässrig gemacht. Auch wenn noch nichts offiziell ist, will OGS mitdenkende Funktionen schaffen, die proaktiv Warnungen, Erinnerungen oder sogar Prozesse auslösen.
Wir finden: Im Sinne immer intelligenter Systeme ist das der nächste evolutorische Schritt von ERP-Systemen. Salesforce möchte mit dem Projekt Einstein solche KI-Funktionen in Ihr CRM-System integrieren. Warum nicht dann auch in ERP-Systemen. Es liegen spannende Entwicklungen vor uns.“
Herr Henschke: „Das stimmt! Spannend bleibt es. Herr Weber, vielen herzlichen Dank für die Zusammenfassung dieser Interviews. Wir sind schon sehr gespannt, wenn es dann heißt: ERP 2018!“