Factoring
Das Factoring, vom lateinischen Begriff „factura“ für Rechnung abgeleitet, bezeichnet den Verkauf von offenen Forderungen eines Unternehmens an einen sogenannten Factor. Das Factoring kommt vor allem im Mittelstand zum Tragen und wird bei Zahlungen von gewerblichen Kunden angewendet. Bei offenen Zahlungen von Endverbrauchern ist das Factoring nicht üblich.
Der Factor begleicht übertragene Forderungen kurzfristig
Beim Factoring handelt es sich um eine Finanzdienstleistung, die durch einen Factor angeboten wird. Die Vorteile des Unternehmens bei der Inanspruchnahme des Factorings liegen vor allem in der kurzfristigen Bereitstellung finanzieller Mittel und der damit steigenden Liquidität. Werden offene Forderungen aus Lieferungen oder Leistungen an einen Factor abgetreten, begleicht dieser die ausstehende Summe in der Regel binnen höchstens 48 Stunden zu 80 bis 90 Prozent. Der Rest dient als Sicherheitsbehalt, der ausgezahlt wird, sobald die Rechnung vom Kunden komplett bezahlt ist, wobei der Sicherheitsbehalt nicht den potenziellen Zahlungsausfall kompensieren soll. Er dient vielmehr dazu, dem Kunden auch nachträglich noch eventuelle Rabatte einzuräumen oder Rechnungskürzungen zum Ausgleich von Mängeln abzufangen. Auch wenn der Kunde nicht zahlt, erhält das Unternehmen den Sicherheitsbehalt nach einer gewissen Zeit ausgezahlt.
Delkredereschutz beim echten Factoring
Unterschieden wird zwischen echtem und unechtem Factoring. Beim echten Factoring geht mit dem Forderungsverkauf das volle Ausfallrisiko auf den Factor über. Dieser Delkredereschutz ist beim unechten Factoring nicht enthalten, hier verbleibt das Risiko, dass eine Forderung vom Kunden nicht beglichen wird, beim Unternehmen. In Deutschland ist jedoch das echte Factoring inklusive Delkredereschutz üblich. Auch ist es üblich, das Factoring offen zu betreiben. Werden Forderungen verkauft, wird der Debitor davon in Kenntnis gesetzt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit zum stillen Factoring, bei dem der Kunde nicht erfährt, dass seine Forderungen abgetreten wurden.
Vorteile des Unternehmens beim Factoring
Die Inanspruchnahme des Factorings verbessert die Position eines Unternehmens. Durch den Forderungsverkauf geht das Risiko von Zahlungsausfällen beim echten Factoring zu 100 Prozent auf den Factor über. Selbst wenn ein Kunde zahlungsunfähig wird, birgt dies für den Unternehmer kein Risiko. Die schnelle Bereitstellung der Forderungen aus offenen Rechnungen bringt neben der verbesserten Liquidität auch Planungssicherheit. So können Skonti in Anspruch genommen und kurzfristig Investitionen getätigt werden. Auch reduziert sich der organisatorische Aufwand im Unternehmen, da beim Full-Service-Factoring die Debitorenbuchhaltung, das Mahnwesen sowie das potenzielle Inkasso auf den Factor übertragen werden. Die erhöhte Liquidität und der dadurch mögliche Abbau von Verbindlichkeiten wirken sich zudem positiv auf die Bilanz aus, was wiederum zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote führt. Gegenüber Kreditgebern ergibt dies eine bessere Ausgangsposition für Kreditverhandlungen und die Bereitstellung größerer Summen. Auch wird die Bonität der Kunden stetig überprüft. Als Ausgleich für seine Dienste berechnet der Factor Gebühren, die je nach Aufwand ausfallen. Durch Synergieeffekte, die sich aus dem Factoring ergeben, kompensieren sich diese Kosten jedoch häufig.