Viel Lärm um FiDA: In den vergangenen Tagen hat die Financial-Data-Access-Verordnung (FiDA) der Europäischen Union überraschend für Wirbel gesorgt. Ursprünglich wurde FiDA angekündigt mit dem Ziel, den Zugang zu Finanzdaten zu erleichtern und so die Interoperabilität zwischen Finanzinstituten zu verbessern. So soll sie Innovation und Wettbewerb in der Finanzbranche fördern. In den vergangenen Tagen sorgten dann überraschend Medienberichte für Aufregung, denen zufolge die EU-Kommission plane, FiDA plötzlich zurückzuziehen. Die angebliche Begründung: Das Gesetz stimme nicht mit den derzeitigen Zielen der Kommission überein und könne zu einer höheren Belastung der europäischen Finanzindustrie und damit zu Nachteilen im globalen Wettbewerb führen. Eine Debatte ganz im Sinne eines Zeitgeists, der den Kampf gegen Bürokratie oft wieder zum politischen Selbstzweck zu erheben scheint. In der öffentlichen Diskussion steht der reflexhafte Ruf nach der „Deregulierungs-Kettensäge“ gerade wieder hoch im Kurs. Im Endeffekt also viel Lärm um nichts? Wie es mit ein bisschen Abstand aussieht, hat die Diskussion um FiDA zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Zielen und Konsequenzen eines komplexen Regelwerks geführt.
In einer überraschenden Wendung wurde bekannt, dass die EU-Kommission nach intensiven Beratungen beschlossen habe, die FiDA-Verordnung doch nicht zu stoppen. Stattdessen sollten Anpassungen vorgenommen werden, um Bedenken der Finanzmarktakteure aufzunehmen ohne dabei die ursprünglich angestrebten Ziele aufzugeben. Was bedeutet das für die Fintech-Branche in der EU? Der erhoffte erleichterte Zugang zu Finanzdaten und die Förderung von Innovationen stehen weiter auf der Agenda. Die Branche kann somit weiter verlässlich planen und daran mitarbeiten, dass die Regulatorik zu mehr Verbraucherschutz führen wird, der der Branchen im Endeffekt eher nutzen wird.
Regulierung – Pro & Contra
Was wäre die Alternative? Ein plötzlicher Verzicht auf FiDA hätte der Glaubwürdigkeit der EU im Finanzsektor eher geschadet und wäre als vorschnelles Einknicken vor der momentan so populären Kettensäge interpretiert worden. Das Wichtigste: Außerdem würden bestehende Barrieren im Datenaustausch fortbestehen, was insbesondere für Fintech-Unternehmen schädlich wäre, die auf den Zugang zu Finanzdaten angewiesen sind, um innovative Dienstleistungen anbieten und weiterentwickeln zu können. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass in der EU gerade Tech-lastige Fintechs Treiber von Innovationen waren – und das nur tun konnten, weil die EU ihnen die nötige regulatorische Beinfreiheit dafür eingeräumt hat. Der berühmte „Markt“ allein hätte das zumindest in der europäischen Finanzbranche aus eigener Kraft nicht so effizient erledigt. Branchenexperten betonen, dass auch FiDA – richtig umgesetzt – nicht nur den Wettbewerb fördern, sondern auch den Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre Finanzdaten verschaffen wird. Ein angebliches Aus von FiDA hätte Marktbeobachtern zufolge mehr Bedenken hinsichtlich der Attraktivität des EU-Finanzmarktes gerechtfertigt als die Verordnung selbst das realistisch jemals tun wird. Ein politisches Scheitern der Verordnung hätte das Vertrauen in die Innovationsfähigkeit der EU untergraben und dazu geführt, dass auch künftig viele Innovationen im Fintech-Sektor in Regionen mit günstigeren Rahmenbedingungen entstanden wären.
Die Hoffnungen, die mit FiDA verbunden sind, leben weiter: eine stärkere technische Integration des Finanzmarkts, mehr Transparenz und Sicherheit sowie Rückenwind für innovative Finanzprodukte, die den Verbrauchern zugutekommen. Es bleibt abzuwarten, ob die EU-Kommission in diesem Sinne eine Verordnung (weiter-)entwickeln wird, die diese Ziele erreicht und gleichzeitig die Bedenken der Marktteilnehmer besser berücksichtigt – eine Art „FiDA 2.0“ sozusagen. Die unerwartete Debatte könnte sich so rückblickend als wertvoll herausstellen: wenn sie zu einer besseren, weil stärker an die Bedürfnisse der Finanzindustrie angepassten, Regelung führt, ohne dabei zu große Abstriche zu machen bei ihrem eigentlichen Ziel, dem Nutzen für den Verbraucher.
Wie es aussieht, hat die Kettensäge als Symbol Zeitgeists aktuell das Momentum auf ihrer Seite. Von politischen Akteuren öffentlichkeitswirksam in die Kameras gehalten, steht sie dabei für eine Haltung, die komplexe, aber notwendige Regulierungen als bloße Hindernisse für das Wirtschaftswachstum betrachtet. FiDA 2.0 hat jedoch die Chance, gerade kein Bürokratiemonster zu werden, sondern zu einer strukturell verbesserten Regulierung zu führen, die langfristig Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken könnte. Die Diskussion um eine mögliche Verzögerung oder Abschaffung zeigt, wie leicht Regulierung momentan in der öffentlichen Debatte vorschnell als Wettbewerbshindernis wahrgenommen wird, dem besonders effizient mit der Kettensäge beizukommen sei. Es sollte uns beruhigen, dass die EU selbst in politisch aufgeheizten Zeiten auch noch andere Werkzeuge im politischen Repertoire hat.